Wie alt werdet ihr im Jahr 2020 sein?
Ich werde dann verfickte sechsundsechzig sein. Un-glaub-lich!
Als ich noch ein Kind war, hatte ich für das 21. Jahrhundert die größten Hoffnungen. All diese Gadgets … Raketenrucksäcke … Roboter … Luftkissenautos. Dann entdeckte ich die Bombe. Die Bombe. Und die Zukunft wurde unwichtig und bedeutungslos.
Jetzt, wo sich der Vorhang vor der neuen Jahrtausend-Show zu heben beginnt, überrascht mich ein perverses Verlangen danach, die Fortsetzung des verrückten Menschheitsfilms sehen zu können.
Wenn es um die Zukunft geht, ist nur eins wirklich sicher: dass sie nie so wird, wie sie die Leute sich vorstellen. Vorhersagen sind sinnlos. Der Verstand und die Zeit werden jede noch so ambitionierte hellseherische Vision überflügeln und in den Schatten stellen.
Die vier Geschichten, die ich in 2020 Visions erzähle, sollen folglich weder Futurologie sein noch Science Fiction oder Alternativweltgeschichte. In ihnen schildere ich kleine menschliche Dramen, die sich vor einem Postmilleniumshintergrund abspielen, in den Vereinigten Staaten einer nahen Zukunft, die ich meinen politischen Ansichten und persönlichen Vorurteilen gemäß ausgestaltet habe und die danach von meinen künstlerischen Mitarbeitern, allesamt großartige Zeichner, aufs Papier halluziniert worden sind. In 2020 Visions geht es um Angst … Mord und Totschlag … Sex … Liebe und Hass … eben darum, was Leute so umtreibt. Denn wie radikal auch immer unsere Technologien und unsere Kulturen sich verändern werden … es sind die Menschen, die die besten Geschichten liefern.
2020 ist niemals fern, es lauert immer gleich hinter der nächsten Ecke. Wir sehen uns dann.
–Jamie Delano, 1997
2020 Visions ist für die Comics, was 1984 für die nichtgraphische Literatur war: erschreckend hellsichtig.
Dieser Band versammelt die 2020-Visions-Geschichten „Lebensgier“ (gezeichnet von Frank Quitely) und „La Tormenta“ (gezeichnet von Warren Pleece). „Deserteur“ und „Repromann“ folgen in Band 2.