Friedrich Schillers abenteuerliche Erzählung »Der Geisterseher« spielt in Venedig und ist genauso verwinkelt und labyrinthisch wie die Gassen der Lagunenstadt. Dass in den adligen Kreisen durch Illusionisten und Taschenspieler Täuschung, Selbsttäuschung und Misstrauen allmählich das familiäre und gesellschaftliche Leben zersetzen, führt uns der klassische Dramatiker in Berichten und Briefen vor; und Andrea Grosso Cipontes expressive Bilderfolge nach dem Drehbuch von Dacia Palmerino macht aus der aufgeklärten Spukgeschichte großes Kino. Woher wusste der Armenier im voraus die Sterbestunde? Ist es möglich, dass der Verstorbene noch lebt? Dass nicht alles so ist, wie es scheint, lässt uns Schiller in seiner drastischen Entzauberung wissen, spart sich aber dennoch eine tendenziöse Überraschung für den Schluss auf. Andrea Cipontes Bildgeschichte bringt noch eine andere Seite der Geschichte ins Spiel.