‹Hort› erzählt von drei Frauen Ende dreissig, die in einer Wohngemeinschaft leben. Ihr Lebensentwurf orientiert sich nicht an Partnerschaften oder fruchtbaren Jahren, sondern an ihrer grösstmöglichen privaten und beruflichen Unabhängigkeit. Ihre aussergewöhnlichen Körper tragen die Frauen mit Selbstbewusstsein: Petra ist Bodybuilderin und extrem muskulös, Ulla ist riesig und dick und Denise hat mit einem Schlangenarm ihren Körper modifiziert. Ihr Aussehen widerspricht üblichen Normen von Schönheit und Weiblichkeit und bestimmt durch seine Besonderheit ihr Leben mit. Als die Freundinnen drei verlassene Kinder aus der Nachbarschaft kennenlernen, bewegen sich ihre Gefühle zwischen besorgter Fürsorglichkeit und steifer Befangenheit. Die Frauen sind keine typischen Mutterfiguren, dennoch fühlen sie sich für die Kinder zuständig …
«Als ich das erste Mal den Titel des neuen Comics von Marie hörte — ‹Hort› —, stellte ich mir allerlei mystische Dinge vor: ein Hort für seltsame Kreaturen, wo etwas wächst, vielleicht sogar etwas Unheimliches …? Die Charaktere sind auf den ersten Blick seltsam. Sie sind sehr klein oder sehr gross, haben Schlangengliedmassen, haben einen atemberaubend muskulösen Körper, haben Noppen auf dem Kopf oder fellige Gesichter — um nur ein paar der äusseren Merkmale zu nennen. Wenn man nun aber die gesamte Geschichte um die Freundinnen Petra, Denise und Ulla und deren Nachbarskinder Jörg, Ilse und Dieter liest, steht auf einmal anderes im Vordergrund: der Wunsch nach Familie, der Wunsch nach keiner Verantwortung, der Wunsch, den eigenen Körper so zu transformieren, dass er einem inneren Selbst entsprechen möge, der Wunsch nach Kindern, die Wünsche von Kindern, der Wunsch, das Gegenüber wünschte das Gleiche wie man selbst. […] Marie beschreibt in ihren immersiven Zeichnungen deutlich, wie schmerzlich Sehnsüchte sein können, wie sie sich im selben Moment aber auch in Luft auflösen und Platz für Neues machen können, wenn man es nur zulässt. Das, was alle Figuren durch alles Unerwartete und Uneinlösbare bringt, ist vor allem der starke Verbund der drei Freundinnen, die bedingungslos bereit sind, sich in allen Entscheidungen zu unterstützen. Egal ob das, was für die eine Figur eine unerwartete, ungewollte Überraschung ist, ein sehnlicher Wunsch der anderen ist. Ein aufregendes, erzählerisch komplexes, seltsam und toll gezeichnetes und — auch wenn Marie es selbst vermutlich nicht so nennen würde — queeres Buch, dass im absoluten Widerstand zu allen Normativen steht, die uns tagtäglich umgeben.» — Johanna Maierski, Druckerin und Verlegerin von Colorama, mit deren Kooperation wir ‹firebugs› von Nino Bulling verlegt haben.