Karl Klings Geschichte ist eine Offenbarung. Eine Offenbarung gegenüber seiner Tochter Hella, die viele Jahre zuvor den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Karls Brief an sie ist nichts weniger als der Versuch, ihr jenen Unbekannten vorzustellen, der ihr Vater ist, ihr jedoch nie ein Vater zu sein vermocht hatte. Im Rückblick auf sein Leben erfahren Hella und die Leser*innen von Karls gescheiterten Ehen, zerrütteten familiären Beziehungen – und von seiner Liebe zu Männern.
Von den letzten Kriegsjahren an bis in die 1980er-Jahre hinein folgt “Parallel” Karl Klings Bemühen, bürgerlichen Normen zu genügen, um im Verborgenen seine Sexualität leben zu können. Dabei setzt sich nicht allein das Porträt eines zwischen Anpassung und Aufbegehren zerrissenen Lebens zusammen, “Parallel” zeichnet zugleich das Panorama einer deutschen Gesellschaft, in der Homosexualität geächtet und bis 1994 unter Strafe gestellt ist. Eindringlich erzählt Matthias Lehmann von der jahrzehntelangen Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben und von dem Preis, den Karl Kling und die Menschen an seiner Seite dafür zahlen. Er erzählt auch von dem Mut, sich trotz aller Widerstände schließlich zu öffnen.
“Matthias Lehmann gelingt in ‘Parallel’ das Porträt eines Mannes, der gefangen ist zwischen dem Streben nach Zugehörigkeit und dem Ausleben seiner Wünsche und Gefühle, so plastisch und beeindruckend, dass man seinen Protagonisten in all seiner Widersprüchlichkeit versteht.” – Reinhard Kleist (“Der Boxer”, Carlsen)